SPD-Neujahrsempfang in Walsrode

Gestern lud die SPD Heidekreis zu ihrem Neujahrsempfang ein, der alljährlich im Hotel Anders in Walsrode stattfindet. SPD-Landtagsabgeordneter für den Heidekreis, Sebastian Zinke, begrüßte die zahlreichen erschienenen Parteimitglieder und Vertreter aus Kommunen, sozialen Einrichtungen und lokalen Unternehmen, um auf das bevorstehende Jahr 2020 anzustoßen und auf die neuen Herausforderungen und Ziele der Sozialdemokraten im Heidekreis und darüber hinaus hinzuweisen.

Als Gastrednerin trat Delara Burkhardt auf, die für die SPD als junge, engagierte und frische Abgeordnete seit 2019 im Europäischen Parlament vertreten ist und sich dort für so wichtige Themen wie Migration, Umweltschutz und Friedenspolitik einsetzt. Dabei blickte sie sorgenvoll in den Nahen Osten und mahnte an das derzeitige Säbelrasseln zwischen dem Iran und den USA, die durch die gezielte Tötung des iranischen Generals Soleimani durch eine US-Drohne entflammt ist. Dadurch wäre der innere aufkeimende Widerstand gegen das fundamentalistische Regime im Iran nicht nur überschattet von Krieg und Terror zwischen West und Nahost. Es sei beängstigend, dass der Mord an staatlichen Funktionären souveräner Länder fortan bei Konflikten als bevorzugtes Mittel angesehen wird, anstatt einen diplomatischen Weg überhaupt erst zu versuchen. Hier müsse sich vor allem Deutschland und Europa klar positionieren und stets für eine friedliche Lösung plädieren.

Ferner wies sie auf die vielen weiteren Probleme hin, die Deutschland nicht allein sondern nur gemeinsam mit Europa bewältigen kann. Das Problem der immer wachsenden Müllentsorgung, der überschwängliche Verbrauch von Kunststoffen, das steigende Artensterben und vor allem ein sinn- und wirkungsvoller Beitrag zum Klimaschutz bilden da nur einen Bereich ab, bei dem Deutschland seine europäischen Partner braucht. Jahrelang schwelende Brandherde aus Diktaturen, Folter, Armut und Kriege sorgen für immer größere Flüchtlingsströme, die an den europäischen Grenzen die Kapazitäten der zahlreichen Auffanglager übersteigen – Konflikte, an deren Ursachen der Westen mitschuldig ist. Auch hier kann sich Deutschland nicht allein der Verantwortung stellen – geschweige denn sich ihr entziehen.

Im Anschluss sprach Generalsekretär Lars Klingbeil (MdB für den Heidekreis) zu allen anwesenden Gästen und schilderte zunächst seine Eindrücke der vergangenen, anstrengenden und turbulenten zwei Jahre in Berlin. Häufig haben ihn die zahlreichen Personalwechsel von insgesamt sechs Parteivorsitzenden und der Vielzahl an Regionalkonferenzen Zweifel in ihm aufkeimen lassen, ein weiteres Mal den Posten des Generalsekretärs zu besetzen. Was ihn dazu bewegt hat, dieses Amt dennoch weiterzuführen, war vor allem der Rückhalt in den beiden Landkreisen Heidekreis und Rotenburg gewesen. Das Gefühl, das so viele Menschen in seiner Heimat gestärkt hinter ihm stehen, hat ihn letztlich dazu bewogen, die Ärmel erneut hochzukrempeln. Denn so viele dringende Themen in der Region wurden angepackt, so vieles wurde erreicht und so viele Ziele gilt es noch zu erfüllen.

Da wäre vor allem der Stopp der Erdgasförderung und die Untersuchung der zahlreichen Krebsvorfälle im Heidekreis, die auffällig hoch angestiegen sind in Gebieten, in denen das umstrittene Fracking betrieben wird. Da wäre die längst überfällige Probebohrung im Dethlinger Teich und die damit verbundene bevorstehende Beseitigung der Altlasten an chemischen Kampfstoffen aus dem 2. Weltkrieg. Unbedingt muss der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs vorangetrieben werden, damit eine enger getaktete S-Bahnverbindung zwischen all den einzelnen Ortschaften entstehen kann und die Kommunen dichter zusammenrücken lässt. Die Agrarpolitik muss zukünftig die einzelnen Landwirte deutlich mehr stärken, damit auch die Bauern mit kleineren Gütern von ihren Erträgen leben und in ihnen investieren können und das Höfesterben gestoppt wird.

Deutlich besorgt zeigte sich Lars Klingbeil über die zunehmende Gewaltbereitschaft gegenüber Kommunalpolitikern, die ehrenamtlich dazu bereit sind, ihre Gemeinden zu fördern und sich für das Wohl der Gemeinschaft einzusetzen. Wenn Schüsse auf das Büro des farbigen SPD-Abgeordneten Karamba Diaby in Halle abgefeuert werden oder ein Sprengsatz in das Auto der Walsroder Bürgermeisterin Helma Spöring gelegt wird, ist längst eine Grenze überschritten worden, die es von der Bevölkerung nicht mehr hinzunehmen gilt. Politisches Handeln in unserer Gesellschaft braucht kein primitives Schwarz-Weiß-Denken, sondern den Willen zum Zusammenhalt und zur Kompromissbereitschaft. Es kommt darauf an, mit dem Menschen gegenüber, der eine andere Meinung vertritt, in den Dialog zu kommen und eine gemeinsame Lösung zu finden. Denn falsch und zerstörerisch ist es, wenn derjenige als Feind bezeichnet wird, nur weil er gegensätzliche Ansichten vertritt. Hetzer, Hassprediger und Spalter jeglicher Couleur haben keine glaubwürdigen Ideen und Lösungen für komplexe Probleme parat, sie können nur auf Probleme mit dem Finger zeigen und sie für sich und die Wut anderer ausschlachten.

Die traditionell eingesammelten Spenden an diesem Sonntag gingen diesmal an den Hospizdienst Lebensbrücke, der im Heidekreis die so wichtige Begleitung von sterbenden Menschen leistet. Unter dem großen Applaus der Anerkennung im Publikum erzählte Hospizmitarbeiterin Marianne Kraft von ihrer so wichtigen und schwierigen Tätigkeit, sterbenden Mitmenschen und ihren Angehörigen beizustehen und ihnen ein helles Licht zu schenken. Verständnis, Zusammenhalt, Toleranz und die Rücksichtnahme gegenüber seinen Nächsten stellten die wichtigste Erkenntnis dieses Neujahrsempfangs heraus und es wurde betont, warum diese Werte so entscheidend wichtig sind, wenn unsere Gesellschaft die Probleme und Herausforderungen der Zukunft erfolgreich überwinden will.