Seit dem Rücktritt der ehemaligen SPD-Vorsitzenden Andrea Nahles im Juni diesen Jahres werden die Sozialdemokraten kommissarisch von den drei stellvertretenden Bundesvorsitzenden Malu Dreyer, Manuela Schwesig und Thorsten Schäfer-Gümbel angeführt – bis der reguläre Parteivorsitz gewählt und eingesetzt wird. Das Besondere diesmal ist: Erstmals seit 1993 dürfen die SPD-Mitglieder mit ihrem Votum die neue Parteiführung selbst wählen. Darüber hinaus ist neben einem einzelnen Vorsitzenden auch eine Doppelspitze möglich.
Inzwischen ist die Frist für die Kandidatur der SPD-Führung abgelaufen und alle bisherigen Bewerber haben ihren Antrag auf den obersten Parteiposten öffentlich bekanntgegeben. Die Liste erscheint zwar mit 15 Namen auf dem ersten Blick etwas lang, aber für die Parteispitze betreten die meisten Bewerber paarweise die Vorstellungsbühne mit dem Wunsch, gemeinsam als Duo die Sozialdemokraten anzuführen. Zudem haben einige Bewerber mittlerweile ihre Kandidatur zurückgenommen oder ihre Nominierung misslang wie zum Beispiel im Fall des Satirikers Jan Böhmermann aufgrund nicht erfüllter Voraussetzungen. Und so sieht der Wahlzettel mit 7 Kandidatenduos und einem einzigen Einzelkandidaten wieder etwas überschaubarer aus.
Doch welche namhaften oder weniger bekannten Parteimitglieder bewerben sich eigentlich genau für den SPD-Vorsitz? Da wie bereits oben erwähnt die Mitglieder selbst bei der Entscheidung mitbestimmen dürfen, möchten wir vom Ortsverein einen kurzen Überblick über alle Kandidaten liefern, die ihre Hüte für die Neubesetzung der Parteispitze in den Raum geworfen haben.
Kandidaten-Duos
Olaf Scholz & Klara Geywitz
Olaf Scholz: geboren am 14.06.1958, Parteimitglied seit 1975, Fachanwalt für Arbeitsrecht, war von 2007 bis 2009 Bundesminister für Arbeit und Soziales, von 2011 bis 2018 erster Bürgermeister von Hamburg, seit 2009 Stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD, seit 2018 Bundesminister für Finanzen, seit 2018 Vizekanzler
Klara Geywitz: geboren am 18.02.1976, Parteimitglied seit 1994, Politikwissenschaftlerin, war von 2002 bis 2004 Referentin der SPD Brandenburg, von 2008 bis 2013 Stellvertretende Vorsitzende der SPD Brandenburg, 2013-2017 Generalsekretärin der SPD Brandenburg, seit 2004 Mitglied des Landtags von Brandenburg, seit 2017 Mitglied des SPD-Vorstandes
Gesine Schwan & Ralf Stegner
Gesine Schwan: geboren am 22.05.1943, Parteimitglied seit 1970, Politikwissenschaftlerin, war von 1999 bis 2008 Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), 2004 und 2009 SPD-Kandidatin zur Wahl des Bundespräsidenten, Vorsitzende der Grundwertekommission der SPD
Ralf Stegner: geboren am 02.10.1959, Parteimitglied seit 1982, war von 2003 bis 2005 Finanzminister von Schleswig-Holstein, von 2005 bis 2008 Innenminister von Schleswig-Holstein, seit 2008 Fraktionsvorsitzender im Landtag Schleswig-Holstein, seit 2014 Stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD
Michael Roth & Christina Kampmann
Michael Roth: geboren am 24.08.1970, Parteimitglied seit 1987, war von 2000 bis 2002 Dozent am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin, von 2009 bis 2014 Generalsekretär des SPD-Landesverbands Hessen, seit 1998 Mitglied des Deutschen Bundestags, seit 2013 Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, seit 2017 Mitglied des SPD-Vorstandes
Christina Kampmann: geboren am 11.07.1980, Parteimitglied seit 2007, Diplom-Verwaltungswirtin, Politikwissenschaftlerin, war von 2009 bis 2011 Standesbeamtin in Bielefeld, von 2015 bis 2017 Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport in Nordrhein-Westfalen, seit 2017 Mitglied des Landtags Nordrhein-Westfalen
Hilde Mattheis & Dierk Hirschel
Hilde Mattheis: geboren am 06.10.1954, Parteimitglied seit 1986, Lehrerin an Grund- und Hauptschule, war von 1997 bis 2018 Stellvertretende Landesvorsitzende der SPD Baden-Württemberg, von 2005 bis 2013 Mitglied des SPD-Parteivorstandes, seit 2002 Mitglied des Deutschen Bundestags, seit 2011 Vorsitzende des Forums Demokratische Linke 21
Dierk Hirschel: geboren am 11.07.1970, Eintritt in die Partei unbekannt, gelernter Tischler, Diplom-Ökonom, war von 2003 bis 2010 Chefökonom des Deutschen Gewerkschaftsbundes, seit 2010 Chefökonom und Bereichsleiter Wirtschaftspolitik, Europa und Internationales der ver.di
Boris Pistorius & Petra Köpping
Boris Pistorius: geboren am 14.03.1960, Parteimitglied seit 1976, Rechtsanwalt, war von 1991 bis 1995 persönlicher Referent des niedersächsischen Innenministers Gerhard Glogowski, von 1995 bis 1996 stellvertretender Leiter des Innenministeriums in Niedersachsen, von 1997 bis 2002 Dezernatsleiter bei der Bezirksregierung Weser-Ems, von 2002 bis 2006 Leiter der Abteilung Schulen und Sport der Bezirksregierung Weser-Ems, war von 2006 bis 2013 Oberbürgermeister von Osnabrück, seit 2013 Minister für Inneres und Sport in Niedersachsen, seit 2017 Mitglied des Landtages Niedersachsen, seit 2017 Mitglied des SPD-Vorstandes
Petra Köpping: geboren am 12.06.1958, Parteimitglied seit 2002, Diplom-Rechtswissenschaftlerin, war von 1989 bis 1990 Bürgermeisterin der Gemeinde Großpösna (Kreis Leipzig-Land), von 1990 bis 1994 Außendienstmitarbeiterin der Deutschen Angestellten-Krankenkasse, von 2008 bis 2009 Beraterin der Sächsischen Aufbaubank, von 2006 bis 2016 Stellvertretende Landesvorsitzende der SPD Sachsen, seit 2009 Mitglied des Sächsischen Landtags, seit 2014 Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration
Nina Scheer & Karl Lauterbach
Nina Scheer: geboren am 11.09.1971, Parteimitglied seit 1987, Umwelt- und Energiepolitikerin, war von 1993 bis 1996 Violinistin des Folkwang Kammerorchester Essen, von 1996 bis 2004 freiberufliche Violinistin, von 1997 bis 2002 freie Mitarbeiterin der Zeitschrift für Neues Energierecht, von 2006 bis 2007 wissenschaftliche Mitarbeiterin des Bundestagsabgeordneten Marco Bülow, von 2007 bis 2013 Geschäftsführerin von Unternehmensgrün, ehrenamtliches Vorstandsmitglied der Hermann-Scheer-Stiftung, Mitglied der Grundwertekommission der SPD, seit 2013 Mitglied des Deutschen Bundestags
Karl Lauterbach: geboren am 21.02.1963, Parteimitglied seit 2001, Doktor der Medizin, war von 1998 bis 2013 Direktor des Instituts für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie an der Universität Köln, seit 2005 Mitglied des Deutschen Bundestags, seit 2013 Stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion
Norbert Walter-Borjans & Saskia Esken
Norbert Walter-Borjans: geboren am 17.09.1952, Parteimitglied seit 1982, Diplom-Volkswirt, war von 1986 bis 1990 Stellvertretender Bundesvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland, von 1996 bis 1998 Regierungssprecher von Ministerpräsident Johannes Rau, von 1998 bis 2005 Staatssekretär im Wirtschafts- und Finanzministerium des Saarlandes, von 2006 bis 2010 Dezernent in Köln, von 2010–2017 Finanzminister in Nordrhein-Westfalen
Saskia Esken: geboren am 28.08.1961, Parteimitglied seit 1990, Diplom-Informatikerin, war von 2008 bis 2015 Vorsitzende des SPD-Ortsverbands Bad Liebenzell, war von 2012 bis 2014 Stellvertretende Vorsitzende des Landeselternbeirats Baden-Württemberg, seit 2010 Vorsitzende des SPD-Kreisverbands Calw, seit 2013 Mitglied des Deutschen Bundestags
Einzelkandidaten
Karl-Heinz Brunner: geboren am 14.03.1953, Parteimitglied seit 1982, selbstständiger Rechtsberater, Mitherausgeber des politischen Magazins Berliner Republik, war von 1990 bis 2002 Erster Bürgermeister von Illertissen, seit 1996 Mitglied des Kreisrats im Landkreis Neu-Ulm, seit 2013 Mitglied des Deutschen Bundestags, seit 2015 Vorsitzender des SPD-Kreisverbands Neu-Ulm, seit 2016 Stellvertretender Vorsitzender des SPD-Bezirks Schwaben
Nähere Informationen über die Kandidaten
Wer mehr über die Bewerber erfahren möchte, kann eine der 23 Regionalkonferenzen besuchen, bei der sich alle Kandidaten bundesweit den Mitgliedern der SPD live vorstellen. Die einzelnen Termine und Veranstaltungsorte können unter folgendem Link aufgerufen werden:
Und wer es nicht schaffen sollte, selbst eine dieser Vorstellungskonferenzen aufzusuchen, hat die Möglichkeit über die offizielle Website der SPD im Livestream den Veranstaltungen bequem daheim beizuwohnen.
Wann wird gewählt und wie?
Zunächst ist wichtig zu wissen, dass es sich bei dem Mitgliedervotum um eine Mitgliederbefragung handelt – sprich die Kandidaten werden nicht direkt von den Parteimitgliedern gewählt. Das Ergebnis dieser Befragung soll aber dann als verbindliche Richtlinie auf dem SPD-Parteitag gelten, wenn in Berlin vom 6. bis 8. Dezember 2019 über den Parteivorsitz entschieden wird – vorausgesetzt, dass mindestens bei der Befragung eine Wahlbeteiligung von 20 Prozent vorhanden war und es mindestens zwei Wahlvorschläge im Ergebnis des Mitgliedervotums gibt. Der Zeitraum der Mitgliederbefragung ist vom 14. bis 25. Oktober 2019 angesetzt, erfolgt je nach Wunsch des Einzelnen entweder online oder per Briefwahl und gilt für alle SPD-Mitglieder, die vor dem 17.09.2019 in die Partei eingetreten sind.
Wer auf die Briefwahl verzichten möchte und stattdessen die Mitgliederbefragung ganz unkompliziert online durchführen will, kann sich unter folgendem Link registrieren lassen: