Landminen gehören zu den grausamsten Waffen, die Menschen für den Kriegseinsatz je erfunden haben. Soldaten vergraben sie perfide in der Erde dicht unter der Oberfläche, so dass sie hinterher nicht mehr mit dem bloßen Auge zu erkennen sind. Viele dieser im Boden versteckten Minen sind Überreste von militärischen Konflikten, die längst vorbei sind, aber noch Jahre nach Kriegsende eine Gefahr für Zivilisten darstellen können – vor allem für spielende Kinder. Allein im Jahr 2016 sind 8.605 Menschen durch Landminen ums Leben gekommen.
In Myanmar, dem ehemaligen Burma, gilt beinahe die Hälfte des Landes durch Landminen verseucht. In den letzten zehn Jahren starben allein hier 1.400 Menschen durch Detonationen von Anti-Personenminen. In Somalia ist fast die gesamte Grenze zu Äthiopien vermint und mit zahlreichen verlassenen Sprengladungsdepots ein Hort hochexplosiver Kriegsabfälle. Doch wir brauchen gar nicht so weit in ferne Kontinente blicken, denn auch inmitten von Europa befindet sich eines der am schlimmsten verminten Länder der Welt. In Kroatien sind 500 Quadratkilometer der Landfläche noch immer stark minenbelastet, was auf den dortigen Bürgerkrieg von 1991-1995 zurückzuführen ist.
Landminen und Sprengfallen hindern Flüchtlinge daran, in ihre Heimat zurückzukehren und den Wiederaufbau für eine hoffnungsvolle Zukunft zu beginnen. Dadurch leidet insgesamt die wirtschaftliche und landwirtschaftliche Entwicklung eines durch Krieg gebeutelten Landes. Wenn endlich Straßen von Landminen wieder geräumt wurden, können Nahrungsmittel von Hilfsorganisationen per Lastwagen transportiert werden statt mit dem Flugzeug, was unheimlich viele Kosten spart.
Das Beseitigen von Landminen ist überaus gefährlich und braucht sehr viel Zeit. Dazu kommt, dass die Minen teilweise in einem Gelände liegen, das kaum mit Maschinen bearbeitet werden kann. Als zum Beispiel im Jahr 2017 die nordirakische Stadt Mossul befreit wurde, fanden die Hilfsorganisationen das dortige Krankenhaus mit mehr als 2.500 Sprengsätzen vermint vor. Die Terroristen des IS hatten das Gebäude ab 2014 als Hauptquartier genutzt und mit zahlreichen Sprengfallen zurückgelassen, die aus verdrahteten Mörsern, Handgranaten und Sprengstoffgürteln bestanden. Es hat mehrere Wochen gedauert, ehe das Krankenhaus wieder bedenkenlos genutzt werden konnte. Die komplette Stadt Mossul von Minen zu befreien, wird laut Experten mindestens zehn Jahre in Anspruch nehmen.
Um den Einsatz von Landminen weltweit zu verbieten, wurde 1997 in Ottawa eine Konvention von 167 Staaten unterzeichnet, die es den Mitgliedern strengstens untersagt, Minen einzusetzen, sie herzustellen oder mit ihnen Handel zu tätigen. Außerdem haben sich die Unterzeichner verpflichtet, überall in der Welt vermintes Gelände zu räumen und Gelder für Minenopfer bereitzustellen. Deutschland gehört zu den Nationen, die diesen Vertrag unterschrieben haben. Zum Beispiel schulen derzeit Blauhelm-Soldaten der Bundeswehr in Mali dort beheimatete Soldaten beim Entschärfen von Sprengsätzen.
Der Vertrag von Ottawa hat jedoch einen bitteren Beigeschmack, denn viele der großen Militärmächte wie die USA, China, Russland und Indien haben diese Konvention bis zum heutigen Tag nicht unterschrieben. Und viele Waffenhersteller, Armeen und Terrorgruppen zeigen sich wahrhaft erfindungsreich bei der Entwicklung von Sprengsätzen, die Landminen sehr ähnlich sind und trotz einfacher Mittel und Werkzeuge immer raffinierter werden. Da lauert im irakischen Wohnhaus die umgebaute Artilleriegranate mit selbstgebasteltem Zünder hinter der Kühlschranktür, die sofort beim Drücken des Türgriffes explodiert.
Laut der Konvention von Ottawa soll spätestens 2025 die letzte Landmine auf der Erde geräumt sein, seit ihrer Ratifizierung wurden 53 Millionen gelagerte Minen vernichtet. Derzeit bedrohen in knapp 60 Ländern Antipersonenminen unmittelbar das Leben von Menschen.
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