
Der langjährige Bremer Senator und Bürgermeister, Dr. Henning Scherf, stellte auf Einladung der SPD und des Seniorenbeirates Munster sowie mit Unterstützung der Buchhandlung Bremer sein neues Buch „Gemeinsam statt einsam” vor. Gleich zu Beginn der Veranstaltung ging er durch die gefüllten Reihen und begrüßte jeden einzelnen mit Handschlag oder Umarmung. „Ich bekommen dann einen guten Eindruck davon, mit welchem Publikum ich es zu tun habe und kann mich darauf einstellen“, erläuterte der Autor nach Ende der „Lesung“. Nach der Begrüßung durch die Munsteraner SPD-Vorsitzende Christina Vogt begann Henning Scherf in lockerer Form über sein Wohnprojekt in Bremen und sein neues Buch zu sprechen. Dabei erzählte er freimütig über seine persönlichen Erfahrungen und die Hintergründe für sein Wohnprojekt. „Es ist eine Hausgemeinschaft, keine klassische WG. Es gibt keine Gemeinschaftsträume», erklärt er das Prinzip. Auch sieht Scherf das Modell keineswegs als «Alten-Wohngemeinschaft». Dazu waren die Initiatoren bei der Gründung noch zu jung, gleichwohl der Gedanke, im Alter nicht zu vereinsamen, durchaus im Hinterkopf war. Die Bewohner unternehmen viel gemeinsam, jeder übernimmt einmal pro Woche die Gastgeberrolle und lädt die Mitbewohner zum Essen ein, gemeinsames Frühstück sowie Unternehmungen gehören dazu, allerdings alles zwanglos.
Ihre erste Bewährungsprobe erlebte die ungewöhnliche Hausgemeinschaft schon bald nach ihrer Gründung. «Eine Freundin wurde todkrank und wollte hier zu Hause bleiben und sterben.» Die Freunde akzeptierten die Entscheidung. Sie übernahmen die Pflege der Todkranken und standen ihr rund um die Uhr zur Seite. «Eine Herausforderung», resümiert Henning Scherf und er beschreibt sehr eindringlich, wie er eines Tages mit der Frau allein war und sie waschen und ankleiden musste. «Das war sehr schwierig, denn es ist ja auch eine intime Sache. Ich dachte, ich kann das nicht, aber sie hat mir genau gesagt, was ich machen musste und als wir das alles gemeinsam geschafft hatten, waren wir sehr glücklich und waren stolz, dass wir diese Hürde genommen hatten.» Sie starb, kurz darauf wurde ihr Sohn todkrank. Auch er entschied sich, zu Hause zu sterben. Auch ihm stand die Hausgemeinschaft zur Seite. «Diese Erlebnisse haben uns unglaublich zusammengeschweißt», sagt Scherf.
Henning Scherf stellte in seinen Darstellungen immer wieder dem allgemeinen Pessimismus seine positive Sicht entgegen. „Nicht: Jeder für sich und alle gegen jeden. Sondern: Helfen, gegenseitige Unterstützung tut not. Das gilt im Kleinen und Großen, in der Familie, in der Nachbarschaft, in der ganzen Gesellschaft“, so Henning Scherf. Weil jeder einmal in eine Situation kommen wird, in der er Hilfe braucht, ist jeder verpflichtet, anderen zu helfen. „Das kann man nicht als Gutmenschentum abtun”, formulierte Scherf
Im Lauf der Veranstaltung entspann sich ein reges Frage- und Antwortspiel zwischen Publikum und Henning Scherf, der sichtlich immer mehr Spaß bekam und zum Schluss von den Veranstaltern kaum zu bremsen war. „Ich hatte das Gefühl, es hätte noch länger so weiter gehen können, ohne langweilig zu sein“, stellte die SPD-Ortsvereinsvorsitzende Christina Vogt zufrieden fest. Die abschließende Spendensammlung zugunsten der Nicaragua-Stiftung «Casa de los Tres Mundos», deren Obmann Henning Scherf ist, erbrachte rund 450 Euro, die vom SPD-Ortsverein auf 600 Euro aufgestockt wurden.